Sedones 5
Die deutsche Besetzung Kretas 1941-1945
Sedones 5, Mähringen 2002
ISBN 978-3-9806168-5-0
124 Seiten
12,80 €
Jahr für Jahr reisen unzählige Touristen nach Kreta. Kaum einer von ihnen weiß etwas von der deutschen Besatzung und den Kriegsverbrechen auf der Insel. Viele Wunden sind vernarbt. Noch aber wirft die Trauer lange Schatten. Die herzliche Gastfreundschaft der Kreter und ihre Bereitschaft zu Vergebung und Versöhnung sollten nicht dazu verleiten, dieses dunkle Kapitel deutsch-griechischer Geschichte möglichst rasch zu überblättern. Kaum einer der Verursacher der langen Schatten hat sich zu seiner Verantwortung bekannt. Ein neues Europa aber kann nur dann aufgebaut werden, wenn auch der Untergrund erforscht und von vergiftenden Altlasten befreit wird.
Die Begegnung mit Betroffenen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte werden vom Autor durch unveröffentlichte NS-Dokumente und bundesrepublikanische Gerichtsprotokolle zu einer tagebuchartigen Textcollage verknüpft.
„In seinem Buch "Schatten ohne Mann" beschreibt Ulrich Kadelbach die bedrückenden Kriegsereignisse der Jahre 1941 bis 1945. Nun liegt der 2002 erschienene Text auch in griechischer Übersetzung vor: Skia choris andra. Die Recherchen zu diesem Buch führten den Verfasser nicht nur in kretische Dörfer, sondern auch in die deutschen Dokumentationszentren des Bundesmilitärarchivs in Freiburg und des Bundesarchivs der Zentralstelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg. Der Autor ist Pfarrer der Württembergischen Landeskirche und hat sich als Theologe viel mit dem Thema Toleranz und Friedenserziehung beschäftigt. Er leister mit seinem Werk einen Beitrag zur Aufarbeitung der schrecklichen Ereignisse während der deutschen Besatzung in Griechenland.
Der Hamburger Komponist Gerhard Folkerts hat in seinem Kalavryta-Oratorium "Eine Handvoll Hoffnung", das er aus Anlaß der 60. Wiederkehr des Massakers von Kalavryta auf der Halbinsel Peloponnes komponiert hat, Texte aus Kadelbachs Buch vertont. Auf der "6. Internationalen Buchmesse Thessaloniki" Ende Mai wird der Verfasser in einer Podiumsdiskussion "Der 2. Weltkrieg - Deutsche in Griechenland" sein Buch vorstellen.“
Griechenland Zeitung 25. März 2009
„Hier stemmt sich einer gegen das Vergessen und jedes Verharmlosen des Krieges, und zugleich verknüpft Ulrich Kadelbach seinen erschütternden Bericht mit einer Liebeserklärung besonderer Art. Er hat ein sehr persönliches Verhältnis zu Kreta und seinen Bewohnern.
Kadelbachs Buch zeichnet sich durch drei selten gleichzeitig anzutreffende Merkmale aus: durch geschichtliche Kundigkeit, sorgfältige archivalische Recherche und einen literarisch anspruchsvollen Umgang mit dem erinnerten Geschehen auf der Insel zwischen 1941 und 1945. Kadelbach schreibt differenzierend, parteinehmend, aber nicht parteiisch und setzt sich nie aufs hohe Ross. Meditative Zwischentexte, szenische Perlen ( wie "Judasbaum" oder "Krückentanz") sowie ansprechende, das Thema vertiefende Gedichte des Verfassers lassen den Leser Atem holen angesichts des schier Unglaublichen, das auf diesen Seiten, dokumentarisch belegt, zu verdauen ist.
Die Lektüre dieses Buches ist - z.B. in der kirchlichen Jugendarbeit - vor allem für die Generation der Enkel wichtig, deren Großväter nicht mehr "Ich" sagen können, und deren Väter nur noch verhalten ihr Nein zum Krieg artikulieren. Vielleicht macht sich eine Jugendgruppe auf ins malerische Malatyros, um dort die Gräben für die Fundamente eines Kinderhorts auszuschachten und die Gräber der Hingerichteten zu schmücken und herzurichten?“
Deutsches Pfarrerblatt, Mai 2003
„Der alte Rezensent begrüßt einen neuen Kadelbach - und bricht in den Ruf aus: 'Sehr lesenswert - und sehr lesbar.' Lesenswert, weil dieses Büchlein es wert ist, in die Hand und vor die Augen aller Kretatouristen zu gelangen. Lesbar ist es deshalb, weil dem Autor eine Kollage gelungen ist aus listenartigen Beschreibungen der Razzien, Vergeltungsaktionen, Geiselerschießungen etc., aus Augenzeugenberichten noch lebender Kreter, Dokumenten der deutschen Wehrmacht, deutschen Akten der Nachkriegszeit aus Prozessen gegen in Kreta 'aktiven' deutschen Militärs und eigenen Erfahrungen und Begegnungen des Autors in Kreta. Bei letzteren empfindet es der Leser als einen Akt der Humanität (auch gegen sich selbst), wenn der Autor von persönlichen Begegnungen mit Zeitzeugen erzählt, denen er sich als Deutscher zu erkennen gibt, und wo doch menschliche Nähe und Versöhnungsbereitschaft spürbar werden. Dies macht vorausgegangene Schilderungen des Grauens erträglicher, ohne sie schönzureden oder gar zu entschuldigen. Dabei vermeidet Kadelbach (wie auch die Kreter selbst) das naheliegende Klischee: Alle Deutschen schlecht, alle Kreter gut.“
A. V. Föhrberg, Oktober 2002
„Nach der Lektüre dieses sorgfältig recherchierten und mit zahllosen Dokumenten bereicherten Buches - Fundorte waren die Militärarchive von Freiburg und Ludwigsburg -, muss man sich wundern, dass man sich als Deutscher überhaupt auf Kreta blicken lassen kann.“
Brennpunkt Gemeinde, September/Oktober 2002
„Der württembergische Pfarrer Ulrich Kadelbach, Kenner der Orthodoxie, Griechenlands und Kretas, war auf Spurensuche nach 'Partisanenbekämpfung' seitens der deutschen Besatzer Kretas im Zweiten Weltkrieg. Augenzeugenberichte, Reiseschilderungen, Reflexionen, Dokumente in Form von Anklageschriften und Gerichtsprotokolle geben ein erschütterndes Bild von abgestufter Grausamkeit, von Brutalität, Unsinnigkeit und Unmenschlichkeit jenes Krieges und letztlich überhaupt von Kriegen, sowie von nachträglichen Selbstrechtfertigungen. Die noch so böse Vergangenheit ist nicht auszulöschen. Sie darf nicht verdrängt, vertuscht oder beschönigt werden. Sie wirkt mit ihren inneren Verwundungen weiter, gerade wenn sie wie in diesem Fall etwa zwei Generationen zurückliegt. In Beispielen spontaner kretischer Gastfreundschaft und mit dem Maßstab der Menschlichkeit deuten sich Möglichkeiten der Aufarbeitung und der Versöhnung an.“
Evangelisches Gemeindeblatt, Nr. 30, 28. Juli 2002
„Wer einmal auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Maleme an der nördlichen Küste Kretas stand und den Blick über das riesige, in Terrassen zum Meer abfallende Gräberfeld schweifen ließ, wird den Anblick nicht mehr vergessen. In einen Teppich aus rotblühendem, niederem Strauchwerk, nur hier und da von grauen Steinkreuzen überragt, sind tausende grauer, flacher Steinplatten gebettet, mit den Namen - oder namenloser - gefallener deutscher Soldaten. Die Schönheit des Ortes lässt zunächst fast vergessen, dass hier die Schrecken der deutschen Besatzung Kretas (1941 bis 1945) ihren Anfang nahmen, doch die Stille lädt auch zur Rückbesinnung ein. Hier wäre der richtige Platz das neue Kreta-Buch Ulrich Kadelbachs aus dem Rucksack zu ziehen und sich von ihm in die Vergangenheit - jenes Kapitel kretischer und deutscher Geschichte - führen zu lassen. Ulrich Kadelbachs Buch ist nicht nur eine packende Dokumentation der damaligen Ereignisse, sondern spiegelt auch die Auseinandersetzung eines nachgeborenen Deutschen (Jahrgang 1938) mit den Kriegsereignissen auf Kreta wider und dies über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren, in denen der Autor die Mittelmeerinsel immer wieder besuchte und zeitweise über Monate dort lebte. Der früheste Tagebucheintrag stammt aus dem Jahre 1976, die jüngsten Niederschriften sind vom Sommer 2001. Ein mosaikartiges Bild setzt sich zusammen, das neben der Wiedergabe der Archivrecherchen des Autors von Besuchen der betroffenen Dörfer berichtet, von Begegnungen und Gesprächen mit kretischen Opfern und Zeitzeugen, die ihm gegenüber oftmals zum ersten Mal über das ihnen angetane Leid unter der deutschen Besatzung berichten. Die Annäherung an das Unfassbare der damaligen Ereignisse gelingt ihm nicht zuletzt in den eingestreuten Gedichten, die in Sprachbildern festhalten und bewahren, was keine Berichterstattung so mitzuteilen vermag. Das klärende, Verstehen und Versöhnung suchende Gespräch aber hört nimmer auf, zumindest nicht für die nachgeborene Generation der Deutschen, die Kadelbach beispielhaft präsentiert. Wo aber bleiben die Täter von einst? Das Phänomen des 'Schattens ohne Mann', das den Titel gab, begegnet uns hier. 'Die Schatten des Krieges sind noch vorhanden. Die sie verursachenden Männer aber haben sich davon geschlichen', schreibt Kadelbach. Vielleicht können die Schatten nur gebannt werden, wenn sich wenigstens einer ihrer einstigen Verursacher dazustellt und das Schattendasein erlöst. 'Die Richter haben die Angeschuldigten 'Im Namen des Volkes' freigesprochen. Wäre es nicht an der Zeit, dass noch einer der Generation 'Im Namen des Menschen' um Verzeihung bittet?'
Nicht nur Kreta-Reisende werden dieses Werk mit Gewinn lesen, sondern alle, die in unangestrengter Weise ein wenig mehr über dieses Kapitel der Zeitgeschichte erfahren wollen. Eine Zeittafel und ein kleines Literaturverzeichnis ergänzen den Text.“
"Für Arbeit und Besinnung" - Zeitschrift für die Evang. Landeskirche in Württemberg, Juni 2002
„Am 20. Mai jährt sich die deutsche Luftlandeoperation, die als 'Schlacht um Kreta' in die Geschichte einging, zum 61. Mal. Eine traurige Bilanz, die auch nach sechs Jahrzehnten nicht leichten Herzens nachzulesen ist. Die ebenso bedrückende wie interessante Materialsammlung Kadelbachs, die vor Ort und in den bundesdeutschen Archiven zur juristischen Aufarbeitung dieser überwiegend ungesühnten Verbrechen zustandekam, ergänzen eigene Geschichten und Skizzen aus der Gegenwart, fiktive Briefe aus jener Zeit sowie Gedichte des Autors. Eine bedenkenswerte Lektüre, für 'nordische' Fit-for-fun-Kreta-Touristen vielleicht sogar eine Pflichtlektüre.“
Athener Zeitung vom 17. Mai 2002
„Schatten ohne Mann - Die deutsche Besetzung Kretas 1941 -1945' ist kein Buch zum Träumen von kretischen Stränden oder deftigen Zechereien in malerischen Kneipen. Nach der Lektüre des sorgfältig recherchierten und mit zahllosen Dokumenten bereicherten Buches ist man verwundert darüber, dass man sich als Deutscher heutzutage in Kreta überhaupt blicken lassen darf. Die Betroffenheit über die ungeheuerlichen Vorgänge während der deutschen Besetzung ist dem Autor nahezu ständig anzumerken. Fündig wurde Kadelbach bei seinen Recherchen zum Buch in Militärarchiven in Freiburg und Ludwigsburg. Ulrich Kadelbachs Sprache ist nüchtern und wirkt dadurch umso erschütternder. Er weiß auch die poetischen Seiten der Insel und ihrer Bewohner zu verdeutlichen, doch immer wieder bricht das Entsetzen über die Vergangenheit herein. Kadelbach hat ein Buch gegen die Schlussstrichmentalität und für einen besseren Umgang mit Widerstandskämpfern, auch deutschen, geschrieben.“
Heidenheimer Zeitung vom 04. April 2002