Sedones 20
Krieg - Widerstand - Versöhnung
Sedones 20, Mähringen 2016
ISBN 978-3-937108-34-6
209 Seiten
mit 130 Fotos
16,80 €
Andartis – so heißt das Gedenkzeichen, das die Berliner Künstlerin Karina Raeck im Ida-Gebirge zur Erinnerung an den kretischen Widerstandskampf gegen die deutsche Besatzung während des 2. Weltkrieges errichtete. Zwischen 1988 und 1991 baute sie in enger Zusammenarbeit mit den Bewohnern von Anogia aus etwa 5000 Felssteinen eine sich in die Ebene erstreckende menschliche Gestalt. Diese Landschaftsskulptur – der Partisan des Friedens – wurde als Symbol deutsch-griechischer Versöhnung unter Beteiligung der kretischen Bevölkerung am 23. Juni 1991 auf der Nida-Hochebene feierlich eingeweiht.
In ihrem Buch berichtet Karina Raeck über die Entstehung des Andartis; die Kulturjournalisten Stefanie Endlich und Rainer Höynck fragen nach der Darstellbarkeit von Krieg, Widerstand und Leid in der Kunst; die Historikerin Marlen von Xylander und der Historiker und Publizist Eberhard Rondholz informieren über den geschichtlichen Hintergrund der deutschen Besatzungsherrschaft und die Entwicklung des kretischen Widerstands; abschließend werden Zeitzeugenberichte, Risitika-Lieder und Volksdichtungen aus dem Andartiko dokumentiert.
„Ein "Opferwerk, ein Gegengeschenk für all das, was Kreta und die Kreter die nazistische Besatzung gekostet hat" nennt der Bürgermeister des kretischen Dorfes Anogia, Georgios Klados, in seinem Geleitwort nicht nur die Skulptur 'Andartis - Monument für den Freuden' selbst, sondern auch das Buch. Die Berliner Künstlerin Karina Raeck legt darin eine umfangreiche Dokumentation zu ihrem Landschaftskunstobjekt "Andartis - Monument für den Frieden" vor. (…)
In ihrem eigenen Beitrag (S. 9-57) schildert die Künstlerin eindringlich ihre Annäherung an Griechenland, dann an Kreta, wo sie zwischen 1986 und 1988 die Gebirgsdörfer erwanderte, so in Kontakt und engen Austausch mit der einheimischen Bevölkerung kam und ihre Geschichte kennen lernte, aber auch die kretische Literatur und Musik, so dass sie ein solches Projekt entwickeln konnte. Ihr Bericht über Entstehung und Durchführung wird ergänzt durch Übersetzungen griechischer Gedichte und durch viele Photos.
In weiteren Beiträgen (S. 58-61) setzen die Kulturjournalisten Stefanie Endlich und Rainer Höynck Formensprache und Entstehungsgeschichte von Andartis in Beziehung zur aktuellen Debatte um Kunst und Gedenkstätten. Der Publizist und Historiker Eberhard Rondholz (S. 62-74) berichtet knapp, präzise und zugleich emphatisch über die Schlacht auf Kreta und den Widerstandskampf der einheimischen Bevölkerung, während die Historikerin Marlen von Xylander sich demselben Thema (S. 75-152) eher wissenschaftlich neutral nähert.
Im letzten Teil des Buches (S. 153-184) stellt die Herausgeberin Augenzeugenberichte, Lieder und Gedichte aus der Widerstandszeit der kretischen Bevölkerung in deutscher Übersetzung vor (…).
Ein kluges Buch und wichtiges Buch - unbedingt lesenswert!“
Hellenika. Jahrbuch für griechische Kultur und deutsch-griechische Beziehungen, Neue Folge 12, Münster 2017