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Abb. Cover Die Frauen der Familie Ftenoudos

Lily Zografou

Die Frauen der Familie Ftenoudos

Aus dem Griechischen von Sawina Kordistos

Mähringen 2004
ISBN 978-3-937108-01-8
134 Seiten
14,80 €

"Von meinen 24 Büchern hat mir dieses die meisten Schmerzen bereitet. Man könnte es als Liebesgeschichte bezeichnen, wenn nicht die unmenschliche Härte dieser patriarchischen Familie vorherrschte. Die Hauptfiguren sind Frauen, die sich verhalten wie es sich gehört, die ihr Leben an gesellschaftliche Konventionen verschwenden und keinerlei Liebesleben führen."

Lily Zografou erzählt eine kretische Geschichte aus vergangener Zeit, die sich durch ihre jungen Hauptfiguren wie ein zauberhaftes Märchen entwickelt. Die Frauen der Familie Ftenoudos trotzen den harten Verhältnissen, in die man sie geboren hat, sie begegnen dem Leben auf ganz verschiedene Weise - und warten unbeirrt auf die Liebe. Aber nur eine gibt sich ihr rückhaltslos hin. Am Ende des steinigen Weges, den man sie zu gehen zwingt, winkt ihr unerwartet die Freiheit.

Zografous bekanntestes Werk ist eine Parabel über aufgezwungene Moralvorstellungen und Verbote, gegen Lüge und Selbstbetrug.

Lily Zografou wurde 1922 in dem Fischerdorf Milatos (Lassithi) auf Kreta geboren. Nach dem Studium der Philologie schrieb sie zunächst für verschiedene Literaturzeitschriften. 1949 erschien ihr erstes Buch Agapi (Liebe), eine Sammlung von Kurzgeschichten. Danach bereiste sie mehrere Jahre Mittel- und Osteuropa und arbeitete als Journalistin. 1959 etablierte sie sich mit einer Abhandlung über Nikos Kazantzakis. Insgesamt veröffentlichte sie 24 Titel: Romane, Novellen, Theaterstücke und Essays. Ein Hauptthema ihres Werkes ist der Kampf der modernen Frau für Freiheit und Unabhängigkeit. Der vorliegende und letzte Roman Lily Zografous erschien 1994 unter dem Titel I agapi argesi mia mera und wurde vier Jahre später für das griechische Fernsehen verfilmt. Im Vorwort bezeichnet sie sich als "leidenschaftliche Antifeministin". Die Begründung: "Weil ich froh bin, als Frau geboren zu sein. Ich habe mich nie weit von den Männern entfernt gefühlt, die Männer besaßen nichts, was ich mir nicht genommen habe, wenn ich es haben wollte. Was wäre aus mir geworden, wie hätte ich so viel Lust und solchen Spaß im Leben haben können, wenn es die Männer nicht gäbe?" Lily Zografou starb am 2. Oktober 1998 in Iraklion (Kreta).

Pressestimmen

 

„'Es war nicht auszumachen, ob es drei Frauen waren oder nur eine und ihr Schatten, denn sie wirkten so gleich und so uralt, als wären sie verblichene Abbilder von Wesen einer schon vor Jahrzehnten zu Ende gegangenen Zeit.' Diese charakteristische Beschreibung steht zu Beginn und am Schluss von ‚Die Frauen der Familie Ftenoudos', als verdeutliche sie die ewige Wiederholung, in welche die strenge Tradition die Frauen des Romans umklammert. In ihren Grenzen entspinnt sich stellvertretend für so viele die brutale Lebensgeschichte einer kretischen Frau des 20. Jahrhunderts. Als jüngste von etlichen Töchtern und drei Söhnen ist sie dem Vater bestenfalls egal, der Mutter jedoch ein Lichtschein in ihrer Welt der verhuschten Schatten. Jene tauft die strahlende Schönheit auf den Namen Erato - ‚die Begehren weckt'. Aber was ist dies für ein Leben? Die Schriftstellerin Lily Zografou (1922 bis 1998) schildert in ihrem letzten Roman einen bis zum Tode währenden Kampf für Selbstbestimmtheit und Liebe. Die Autorin zeichnet ein Generationen übergreifendes, jedoch nicht streng feministisches Bild völlig verschiedener Lebenswege, die aus dieser Familie hervorgehen; angefangen bei der mutigen Überwindung der väterlichen Familiengesetze bis hin zu deren unreflektierter Verinnerlichung und ihrer brutalen Durchsetzung. So sind es keineswegs nur die Männer, die Erato zu brechen drohen, sondern nicht zuletzt ihre ältere Schwester, welche als neues Familienhaupt die harten Konventionen weitertreibt.“

Griechenland Zeitung vom 22. November 2006

 

„Es ist der Begeisterung der Lippstädter Übersetzerin Sawina Kordistos für Lily Zografou zu verdanken, dass mit "Die Frauen der Familie Ftenoudos" jetzt zum erstenmal ein Werk der im Leben wie in der Literatur stets auf Unabhängigkeit bedachten Schriftstellerin auf Deutsch erschienen Ist. Sawina Kordistos wählte ein unorthodoxes, aber letztlich durchaus erfolgreiches Vorgehen. Sie übersetzte das Buch zunächst komplett und bot es dann erst Verlagen an. Der auf Kreta-Bücher spezialisierte Verlag Dr. Thomas Balistier (Mähringen) hatte schließlich 'den Mut, das Herz und die Zuversicht' (Kordistos), das Buch zu veröffentlichen, das inzwischen im Buchhandel erhältlich ist. Mit 'Die Frauen der Familie Ftenoudos' ist jetzt eines der wichtigsten Bücher von Lily Zografou der deutschen Leserschaft zugänglich.“

Der Patriot - Lippstädter Zeitung, März 2004

 

„1994 veröffentlichte der Athener Alexandreia Verlag Lily Zografous wohl erfolgreichsten Roman 'I agapi argise mia mera'. Vier Jahre später wurde er für das griechische Fernsehen verfilmt, bis heute erreichte er eine Verkaufsauflage von mehr als 130.000 Exemplaren. Jetzt ist im Verlag Dr. Thomas Balistier Zografous wohl bekanntestes Buch als erstes ihres Gesamtwerkes unter dem Titel 'Die Frauen der Familie Ftenoudos' in deutscher Übersetzung erschienen. Lily Zografou erzählt eine kretische Geschichte, die während des 2. Weltkriegs in einem Dorf auf der Insel beginnt, und die sich wie ein nicht nur zauberhaftes, sondern auch sehr grausames Märchen entwickelt. Die Frauen der Familie Ftenoudos trotzen den überaus harten Lebensverhältnissen in die sie geboren wurden auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Sie alle warten geduldig auf die Ankunft der großen Liebe, aber nur eine gibt sich ihr rückhaltslos hin. Mit gerade 14 Jahren verliebt sich die jüngste Tochter Erato in einen italienischen Soldaten, der sich in der Weinpresse des Hauses versteckt hält. Sie wird schwanger und gebärt eine Tochter namens Amalia, die als ihre Schwester ausgegeben wird. Für Erato beginnt ein langer Leidensweg, doch niemandem gelingt es, ihre Persönlichkeit zu brechen. Ihre Tochter hingegen wächst ganz im Sinne der Tradition heran, beugt sich bereitwillig dem Familienwillen und entwickelt ihr Leben lang keine Individualität. Lily Zografou erzählt ungeschminkt, wie stark das Dorfleben durch Konventionen geprägt wird, spart aber nicht mit einer beinah grotesken Komik bei der Schilderung der schrulligen Shwestern oder Amalias missglückter Hochzeitsnacht.
Lily Zografou ist sicherlich nicht nur eine der beliebtesten Schriftstellerinnen der griechischen Nachkriegszeit, sondern auch eine der meistverkauften. Dennoch wurde sie zeitlebens von den Literaturkritikern ignoriert. Der Schriftsteller Vasilis Vasilikos ('Z') bemerkte zu diesem Widerspruch: 'in der Literatur wird sie mit ihren bahnbrechenden, nonkonformistischen Werken unvergessen bleiben. Geliebt von einer großen Leserschaft und missachtet von den offiziellen Kritikern, da alle Schriftsteller, die gelesen werden, verdächtig sind ...' Im Gegensatz zu ihrem Heimatland ist Lily Zografou in Deutschland bislang weitgehend unbekannt. Mit der Veröffentlichung von 'Die Frauen der Familie Ftenoudos' wird diese außergewöhnliche griechische Schriftstellerin nun erstmals auch einem deutschen Publikum zugänglich.“

neaFon, deutsches griechisches magazin für kultur, natur und zeitgeschehen, März 2004